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Historischer Stadtrundgang

Mit diesem mittlerweile schon fast 50 Jahre alten Stadtrundgang sollen Erinnerungen geweckt und  Veränderungen dargestellt werden. Wenn wir die Zeit finden, werden bei vielen benannten Gebäuden, Straßen usw. Links zum jeweiligen Foto damals (soweit vorhanden) und heute unterlegt. Für die Bereitstellung von Fotomaterial sind wir sehr dankbar.

Schabow                  

S t a d t r u n d g a n g durch Waren

(Quelle: Wanderwege an der Müritz, 1957) 

 

klicken Sie hier für den Stadtplan von 1956 (Die Unterpläne funktionieren im Moment noch nicht, sorry!)

1) Fußwanderung, Weglänge: ca. 8 km

2) Müritz-Museum, Haus der Jugend, Postamt, Oberschule, Kreisgericht, Weinbergschloss, Bahnhof, Mühlenberg, Jungfernstieg, Altstadt, Mauerplatz, Stüde, Friedhof, Marienkirche, Stalinplatz, Rathaus, Georgenkirche, Alter Markt Kietz.

3) Das Heimatmuseum, 1853 als Schule erbaut, seit 1930 Museumsgebäude, liegt an der Güstrower Straße, der jetzigen Friedensstraße. Waren wuchs im allgemeinen erst nach 1850 über die ehemaligen Stadtmauern hinaus. Die Friedensstraße gehört somit nicht mehr zur Altstadt. Verfolgen wir diese Straße nach Norden, so sehen wir links zunächst das Haus der Jugend, das unter Denkmalschutz steht. Gegenüber an der HO-Gaststätte „Einheit", einem ehemaligen Weinhaus (seit 1351), ist ein Tor mit Holzschnitzereien (Traubenträger, Vater Rhein usw.) beachtenswert. Das Haus Nr. 42 ist das frühere Landratsamt. Gegenüber befindet sich die Kreis-Sparkasse. Vor dem HO-Gasthaus „Zum Grünen Baum" — mit einer stattlichen Ulme als Kennzeichen — zweigt links eine kurze Straße nach dem kleinen Herrensee ab. Das Gelände nördlich davon wird im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes in einen Stadtpark mit Grünanlagen usw. umgewandelt. Unmittelbar am Herrensee ist ein kleiner Teil der Anlagen seit 1955 fertig.

Das gegenüber dem „Grünen Baum" liegende Haus steht unter Denkmalschutz. Hinter der Deutschen Notenbank führt eine kleinere Straße hinunter zum Tiefwarensee.

Das Hauptpostamt an der linken Straßenseite wurde 1886 erbaut. Baustil und Material finden wir bei vielen norddeutschen Postgebäuden aus dieser Zeit wieder.

Einige Schritte weiter rechts sehen wir die Richard-Wossidlo-Schule. Das Gebäude wurde nach Plänen des Hofbaurates Demmler, des Baumeisters und Umgestalters des Schweriner Schlosses, im Renaissancestil erbaut. 1869 wurde in seinen Räumen ein allsprachliches Gymnasium eröffnet. An dieser Schule wirkte von 1886—1922 Professor Dr. h. c. Richard Wossidlo, der bedeutendste heimatkundliche Sammler Mecklenburgs, dessen Tätigkeit sich auf sämtliche Zweige der Volkskunde erstreckte. Auf diese Sammlungen gründen sich u. a. die zahlreichen Bände der Meckl. Volksüberlieferungen, vor allem die Sagen, und das noch lange nicht abgeschlossene „Mecklenburgische  Wörterbuch". Das  Oberschulgebäude wurde 1954/55 außen renoviert.

Die stark gelichtete Kastanienallee neben der Oberschule, die Denkmalstraße, führt hinauf zum Mühlenberg mit dem ehemaligen Schützenhof und dem Kriegerdenkmal 1870 71. Das zweiteilige Gebäude zur Rechten der Denkmalstraße beherbergt zwei Grundschulen: links die Goetheschule (1902), die zur Mittelschule erweitert wurde, und rechts die Dieterwegschule (1932). Die 1909 erbaute Turnhalle auf dem Hof zwischen den Schulen steht auch den Sportgemeinschaften der Stadt zur Verfügung.

Geht man die Friedensstraße weiter, so sieht, man zur Rechten die Käthe-Kollwitz-Schule, die kleinste der fünf Warener Grundschulen. Dieses Haus wurde mit Hilfe der Stadt 1884 für das Naturhistorische Museum — Maltzaneum — gebaut, das seit 1930 zusammen mit dem Heimatmuseum in der Friedensstraße 5 untergebracht ist. Links vor dem Gebäude steht ein prächtiger Ginkgobaum, ein Nacktsamer mit langgestielten, lederartigen Blättern, die durch ihre fächerige bis zweilappige Form und die strahlig verlaufenden Nerven sehr sonderbar erscheinen. Der Ginkgo stammt aus Ostasien.

Das übernächste Haus ist das Kreisgericht. — Die Straße biegt nun nach Westen um und heißt jetzt Straße der Freundschaft. Bald erblickt man rechts auf der Höhe eine stattliche schlossartige Villa, für die sich der NameWeinbergschloss" eingebürgert hat. Es wurde erbaut durch den Gründer des Maltzaneums, den Freiherrn von Maltzan auf Federow. 1875 wurden hier die Sammlungen des 1866 gegründeten Museums aufgestellt. Das Gebäude ging jedoch bald in den Besitz der „Mecklenburgischen Südbahn" (Bahnstrecke Parchim—Waren—Neubrandenburg, 1885 eröffnet) über und war deren Direktionsgebäude. Mehrfach wechselte dann der Besitzer. Im Weinbergschloss wohnte lange Jahre Prof. Wossidlo bis zu seinem Tode (1939). Hier waren auch seine reichhaltigen Sammlungen untergebracht, z. B. die Sammlung mecklenburgischer Trachten (nach W.'s Tode im Schweriner Schloss als Wossidlo-Sammlung untergebracht), vor allem aber die Sammlungen des Sprachschatzes und des Brauchtums, und zwar in Form von mehr als 2 Millionen. Zetteln in 1100 Holzkästen und etwa 300 großen Pappkästen. Das Material befindet sich heute im Wossidlo-Institut für Volkskunde in Rostock, wo die Forschungsarbeiten fortgesetzt werden.

Hinter dem parkartigen Vorgarten des Weinbergschlosses führt rechts die Weinbergstraße hinauf zum Kreiskrankenhaus. — Durch die Straße der Freundschaft erreicht man bald den Bahnhof. Unmittelbar hinter dem Bahnübergang beim Bahnhofshotel gabelt sich die Straße; geradeaus ist die Ausfallstraße nach Schwerin (102 km), nach rechts die nach Rostock (84 km). Wir gehen die Straße der Freundschaft zurück bis zum Kreisgericht., geradeaus daran vorbei und steigen nach einigen Schritten auf Steinstufen zur Höhe des Mühlenberges hinan. Von hier aus hat man, namentlich wenn die Bäume unbelaubt sind, einen guten Überblick über einen großen Teil der Stadt. Man erblickt den Spiegel der Binnenmüritz, die Baumgruppen der Kietzanlagen und den Hals, d. h. die verschmälerte Verbindung zwischen Binnen- und Außenmüritz, doch wird die große Außenmüritz selbst durch die vorgelagerten Ecktannen verdeckt. Gleich rechts auf der Höhe steht das Kriegerdenkmal, das zum Andenken an die im Kriege 1870/71 Gefallenen im Jahre 1877 errichtet wurde. In dem niedrigen Gebäude auf der Höhe geradeaus ist ein Kindergarten untergebracht. Rechts am Rande des Mühlenberges entlanggehend, gelangt man bald zum Graichenhof, dem ehemaligen Schützenhof oder Schützenhaus der Warener Schützenzunft. Die Schießstände befinden sich unmittelbar dahinter. Am Graichenhof vorüber wandern wir in nördlicher Richtung (nach links) auf dem hochgelegenen Wege an den Gärten, die am Ufer des Tiefwarensees liegen, entlang. Wir überblicken zur Rechten dauernd den Binnentiefwarensee mit dem gegenüberliegenden Steilufer, Stüde genannt, und die Altstadt mit beiden Kirchen. Wenn ringsum in den Gärten die vielen Kirschbäume blühen, ist es besonders schön.

Nach einigen Minuten erreicht man die Landwirtschaftliche Berufsschule, eine ehemalige Bürgermeistervilla, und das Jungeninternat der Oberschule, das früher als Feierabendhaus mecklenburgischen Lehrerinnen (1891 erbaut) eine Heimstatt bot. Rechts am Internat vorbei kommt man auf eine Halbinsel, die den Tiefwarensee in Binnentiefwaren (zwischen Stadt, Mühlenberg und Stüde) und Außentiefwaren unterteilt. Auf der Halbinsel liegt die Stadtgärtnerei, von der aus die vielen Grünanlagen der Stadt betreut und mit Blumen versehen werden. Von der mit einer hölzernen Brüstung versehenen Aussichtsstelle unmittelbar vor der Stadtgärtnerei bietet sich uns ein schöner Blick auf die Altstadt. Die Kirche links ist die Marienkirche, rechts die Georgenkirche.

Bevor man auf dem Wege nach dem Graichenhof zurückwandert, kann man noch einen Spaziergang durch die Anlagen auf dem Mühlenberg machen. Vom Graichenhof aus führt links an der Goethe-/Diesterwegschule vorbei ein Fußsteig, der sogenannte Jungfernstieg, am Seerande nach der Altstadt. Man überquert die Beke, einen Wasserlauf, der den Tiefwarensee mit der Müritz verbindet und auch den Herrensee hinter dem Müritz-Museum berührt. Beke, Herrensee und das Wiesengelände in ihrer Umgebung sind die Reste einer ehemaligen breiteren eiszeitlichen Verbindung zwischen Müritz und Tiefwarensee. Beim Bootsverleih „Neptun" kann man Ruder- und Paddelboote für stundenweise Fahrten auf dem Tiefwarensee mieten. Auf einem Treppenaufgang kommt man in die Große Mauerstraße und damit in die Altstadt. Der Name der Straße deutet darauf hin, dass hier die ehemalige Stadtmauer verlief, und zwar nach rechts zum Güstrower Tor hin, das in der Nähe des Müritz-Museums stand, und nach links weiter am Tiefwarensee entlang. Wir gehen nach Osten (links) und sehen zunächst den Kleinen Mauerplatz und weiterhin den Großen Mauerplatz, beide zwischen der alten Stadtmauer und dem Tiefwarensee unmittelbar am Wasser gelegen. Beim Großen Mauerplatz sind Reste der Ringmauer sichtbar und etwas weiter (hinter dem Hause Nr. 22) die unteren Teile eines Mauer- oder Wehrturmes, auch Fangelturm genannt. Eigenartig ist einige Häuser weiter der Treppenaufgang zur Krummen Gasse. Bei dieser wirklich krummen Gasse bog die Ringmauer nach Süden um. — Die Sackgasse „Am Wallgraben" (im Volksmund „In'e Höll" genannt) weist darauf hin, dass hier der mittelalterliche Schutz durch Wall und Mauer vor dem Osten und dem Südosten der Stadt durch einen wassergefüllten Graben verstärkt war der vom Tiefwaren nach der NO-Ecke der Binnenmüritz, dem jetzigen städtischen Hafen, verlief. Die dann nach rechts emporführende Schützenstraße erinnert daran, daß das jetzige städtische Feierabendhaus I zur Linken früher Schützenhaus war und der Platz davor der ehemalige Schützenplatz. Geschossen wurde am Stüde. Dahin gelangt man rechts oder auch links am Altersheim vorbei. „Stüde“ nennt man das stadtnahe, hohe Ufer des Tiefwaren. Der Name bedeutet wahrscheinlich „Stubben" oder „Staudicht" (=: Strauchwerk, Gebüsch). Von dem früheren, mit einer Mauerbrüstung versehenen Eiskeller der Fischer in der Steilwand des Stüde eröffnet sich ein besonders bei Morgenbeleuchtung prächtiger Ausblick über den Binnentiefwaren mit dem Mühlenberg, dem Internat und der Landwirtschaftlichen Berufsschule. Links davon sehen wir noch einmal die Goethe- und die Diesterwegschule und halblinks davor die Station Junger Techniker. Auch hat man von diesem Malerwinkel aus einen schönen Blick auf die Altstadt mit der hohen Marienkirche, dem stattlichen Rathaus und der massigen Georgenkirche. Man erkennt, daß die Stadt vom Tiefwaren aus (wie auch von der Müritzseite her) terrassenförmig zu ihrer Ost-West-Achse zwischen den beiden höchstgelegenen Kirchen ansteigt. Etwa 100 m nördlich vom Eiskeller hat man vom hohen Stüde-Ufer einen fast noch schöneren Blick, einmal auf den Mühlenberg und dann über den Tiefwaren nach Norden. Ganz im Hintergrund des langgestreckten Sees erblickt man einige Gebäude der Tbc-Heilstätte „Amsee" links davon die Warener Buchen, rechts die Falkenhäger Koppel und noch weiter rechts am Ostufer des Tiefwaren den Buchenwald „Werder". Am Stüde entlang liegt sodann der Warener Friedhof, der einen recht gepflegten Eindruck macht. Die vor dem Friedhof und dem Altersheim an der Strelitzer Straße durch Kriegseinwirkungen entstandenen Lücken in den Häuserreihen wurden mit Grünanlagen und Blumenbeeten ausgefüllt. Von dort erblickt man im Süden den Nesselberg mit dem spitzen Wasserturm und der Jugendherberge, daneben eine alte, leider schon flügellose Windmühle und die Gebäude der ehemaligen Dampfmühle (jetzt „Silo der Freundschaft" des VEAB).

Die Strelitzer Straße ist die Ausfallstraße nach dem Osten: nach Stavenhagen, Penzlin, Neubrandenburg und Neustrelitz/Berlin. Geht man auf dieser Straße stadtwärts, so erreicht man bald an ihrem Ende die Stelle, an der früher im Zuge der Stadtbefestigung das Neue oder Strelitzer Tor stand. Gleich dahinter laufen 5 Straßen zusammen. Im Volksmund heißt diese platzartige Erweiterung der Großen Burgstraße „Ziegenmarkt". An der Burgstraße stand im Mittelalter eine fürstlich-werlesche Burg. Eine Nebenlinie des Hauses Werle-Güstrow, die Linie Werle/Warm, residierte hier von 1347 bis 1425. Die genaue Lage der Burg ist unbekannt. Die älteste Stadtansicht zeigt ihre hohen Gebäude zwischen Marienkirche und Strelitzer Tor. An das Vorhandensein der Burg erinnern auch die Straßennamen Burggasse und Kleine Burgstraße.

Die Marienkirche zwischen der Großen Burgstraße und der Langen Straße war früher die Burgkapelle. Sie ist auf dem höchsten Punkt des Stadthügels erbaut und ist ein frühgotischer Backsteinbau vom Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts. Der Chor ist der älteste Baubestandteil. Er ist aus Feldsteinen errichtet, doch steht er nicht mehr in seiner ganzen Ursprünglichkeit da. Der Turm besteht aus einem quadratischen gotischen Unterbau aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Der barock gestaltete Helmaufsatz stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das Innere der ehemaligen dreischiffigen Kirche, die seit dem 30jährigen Kriege, mindestens aber seit dem Stadtbrand im Jahre 1671 wüst gelegen hatte, wurde von 1789 bis 1792 im klassizistischen Stil erneuert. Anstelle der Seitenschiffe und der Wölbung des Mittelschiffes erhielt die Kirche damals eine gleichmäßig hohe, flache Decke, wie wir sie heute sehen. Die überflüssig gewordenen alten Pfeiler wurden entfernt. Ihrer Form nach kann man die Marienkirche deswegen als Langsaalkirche bezeichnen. Der Schwan als Wetterfahne auf dem 54 m hohen Turm ist das Sinnbild Luthers und kennzeichnet die Kirche als ev.-lutherisch. Will man ein weiteres Stück der Altstadt kennen lernen, so gehe man von der Marienkirche die schmale Burgstraße nach Süden hinunter über die Große Wasserstraße hinweg bis zur Oberwallstraße. Die niedrigen Häuser dieser Straße, die in der Mitte noch einen Rinnstein (Gosse) aufweist, sind an bzw. in den ehemaligen Wall eingebaut. Da man sie sowohl von der Ober- als von der Unterwallstraße aus betreten kann stellt man in bezug darauf die Frage: „Wo kann man in Waren oben in die Häuser hineingehen und unten wieder herauskommen?", und die Gebäude werden scherzhaft Rätselhäuser genannt. Treppenaufgänge wie hier am unteren Ende der Burggasse finden wir mehrfach am Rande der Altstadt, so auch an der Großen Mauerstraße und vor allem an der Strandstraße.

Wir gehen in die Große Wasserstraße zurück und darin westwärts bis zum Ende. Am alten Fachwerkhaus Wasserstraße 3 sehen wir an einer Barocktür zwei recht kunst- und geschmackvolle Gelbgießerarbeiten: Türklopfer und Klinke, die in dieser Art heute recht selten geworden sind.

Am Westende der Wasserstraße führt die Marktstraße hier im Volksmund „Seeberg" genannt, hinunter zur Müritz- und Strandstraße (früher direkt zur Müritz) und nach rechts auf den jetzigen Stalinplatz, den Neuen Markt. Am Seeberg stand in alter Zeit das Specker oder Wassertor. Die nördliche Verbreiterung der Marktstraße wird neuerdings zum Stalinplatz gerechnet. Nach einigen Schritten hat man von hier aus einen guten Überblick über diesen größten Platz der Altstadt. Die nach Westen führende Kirchenstraße ist die kürzeste Verbindung zwischen beiden Kirchen. Man erblickt an ihrem Westende die Georgenkirche. Geradeaus fällt der Blick auf die massige Löwenapotheke. Es ist ein alter Fachwerkbau, der leider im östlichen Teil der Vorderfront durch hochgezogene Wände der oberen Wohnung etwas verunziert ist. Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Fassade wurde zuletzt 1951 instandgesetzt. Fachwerkbauten zeugen von der Kunst der Zimmerleute. Eine Besonderheit dieser Häuser ist der Reichtum an Fenstern, oft auch, wie z. B. in Quedlinburg und Goslar, an Inschriften und Ornamenten. Die Löwenapotheke wurde schon 1625 staatlich privilegiert, d. h. mit Vorrechten ausgestattet.

Am Stalinplatz führt die Lange Straße vorbei, die längste Straße der Altstadt und gleichzeitig die Hauptgeschäfts- und -verkehrsstraße Warens. Sie verband ehemals das Güstrower Tor mit dem Strelitzer Tor. Das Rathaus zur Rechten überragt wie die beiden Kirchen das Stadtbild. Es wurde kurz vor 1800 zum Rathaus erkoren und ausgebaut. Bis 1797 stand ein anderes Rathaus mitten auf dem Marktplatz. Die Architektur (Front und Westgiebel neugotisch) ist ansprechend, doch nicht irgendwie hervorragend. 1954 wurde das Rathaus von außen neu hergerichtet. Über dem Portal wurde ein einfarbiges graues Stadtwappen angebracht. Betritt man das Haus, so sieht man in einem Fenster des Treppenhauses an der Südseite ein großes farbiges Stadtwappen aus Glas aus dem Jahre 1936. Zu beachten ist der aus der Zeit des Kapp-Putsches stammende Einschuss an der Südwandaußenseite. Am 18. 3. 1920 beschoss der reaktionäre Baron le Fort aus Boek von einer Anhöhe südöstlich der Stadt mit einer Kanone Waren, um die Arbeiter zu zwingen, in ihren Händen befindliche Waffen herauszugeben. Dabei wurde das Rathaus getroffen, und mehrere Warener Einwohner wurden getötet oder verletzt. Der Einschuss wurde später nach innen vermauert und darüber das Datum der wahnwitzigen Tat angebracht.

Die bei dem Kampf um Waren oder in der Nähe im Mai 1945 gefallenen Soldaten der Roten Armee erhielten am Stalinplatz halbrechts vor dem Rathaus ihre Ruhestätte und ein Ehrenmal.

Durch die Kirchenstraße gehe man zum Alten Markt. Die Kirchenstraße endet bei der Georgenkirche (Oll Kirch im Volksmund). Diese Kirche stammt mit ihrem ältesten Bauelement dem früheren Chor, der im sog. Übergangsstil aus Feldsteinen erbaut war, aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Dem Chor wird sich ein Feldsteingemeindehaus im gleichen Stil angeschlossen haben, das nach 1300 einer aus Backsteinen errichteten frühgotischen Basilika weichen musste (Mittel- und zwei Seitenschiffe). Der Turm wurde 1414 angefügt und endlich auf der Südseite links der heutigen Eingangspforte eine Kapelle, von der heute noch der inzwischen vermauerte Eingang zeugt: Heilige-Geist-Kapelle. Von 1854 bis 1857 wurde die ganze Kirche, die namentlich durch die großen Brände von 1568 und 1699 stark gelitten hatte, gründlich erneuert und instandgesetzt. Der alte Feldsteinhochchor wurde abgerissen und ein neuer Backsteinchor gebaut, das Mittelschiff wurde überwölbt und die Gewölbe der Seitenschiffe ausgebessert. In der Kirche befindet sich oberhalb des Triumphbogens eine alte Kruzifixgruppe, eine gotische Holzschnitzerei wahrscheinlich aus dem 14, Jahrhundert. Im Chor befinden sich Fenster mit bemerkenswerten Glasmalereien.

Das Haus am Ende der Kirchenstraße mit den Bogen am Ostgiebel ist das Alte Rathaus, wahrscheinlich das älteste weltliche Gebäude der Stadt. Bei dem letzten großen Stadtbrand im Jahre 1699 blieb es erhalten. Es ist ein massiver Backsteinbau mit fast l m dicken Wänden. Hinter den Bogen befand sich jedenfalls die öffentliche Gerichtslaube. Im Alten Rathaus sind heute die Küstereien beider Kirchen und das Kirchensteueramt untergebracht.

Das Fachwerkhaus links neben dem Alten Rathaus trägt an der Straßenfront als einziges Gebäude der Stadt eine größere Inschrift (Dethloffsches Haus). Infolge der großen Brände in den vergangenen Jahrhunderten sind alte Häuser mit kunstvollen Giebeln oder Fassaden in der Stadt kaum zu finden. Der dreieckige Alte Markt ist der älteste Platz der Stadt. Die Gebäude an der Südseite brannten 1945 in den letzten Kriegstagen ab. Von der enttrümmerten Stätte hat man einen schönen Blick auf und über die Binnenmüritz. Dort führte die alte Stadtmauer an der Müritz entlang.

An der Südostseite des Marktes lag das frühere Postgebäude, die „Alte Post", bevor 1886 das neue Postamt an der Güstrower Straße (Friedensstraße) erbaut wurde. Noch früher aber stand an der Stelle der Alten Post das Hospital zum Hl. Geist, auch St. Jürgens Armenhaus genannt. Die Verkaufsstände auf dem Alten Markt dienen zum Teil dem Bauernmarkt, der mittwochs und sonnabends hier stattfindet. Die aus 6 Linden bestehende Baumgruppe mitten auf dem Platz ist ohne geschichtliche Bedeutung. Der Stadtplan von 1839 zeigt an dieser Stelle ein Armenhaus. Früher war dort das Spritzenhaus.

Die vom Alten Markt nach Süden führende kurze steile Hafenstraße heißt im Volksmund „Flöhberg". Von dort hat man einen Blick auf das Hafengebiet mit Kran und „Silo der Freundschaft" und auf das Gaswerk. Die Bahnstrecke führt nach Möllenhagen und an den Hafen.

Nach Norden verlässt die Mühlenstraße den Alten Markt, nach Westen die schmale Richterstraße, dort wohnte früher der Scharfrichter, dem auch die Abdeckereigeschäfte oblagen. Im Volksmunde heißt die Straße auch Kalträmel. „Kalten" waren mittelalterliche Wurfmaschinen zum. Schleudern von Steinen. Die meist kleinen Häuser an der SW- und W-Seite der Richterstraße stehen auf den Resten der Stadtmauer, deren Fuß einst die Müritzwellen bespülten.

Geht man auf dem sehr schmalen Treppenaufgang an der Westseite der Richterstraße hinunter, so kommt man in die Strandstraße und damit auf den sogenannten Alten Kietz. Hier eröffnet sich uns ein recht freundliches Bild. Geradeaus sehen wir die Binnenmüritz. Vorne sind Grünanlagen mit Blumenbeeten und weißen Bänken, rechts davon die Auguste-Sprengel-Schule (früher Städtische höhere Mädchenschule bzw. Mittelschule) jenseits des Bahnkörpers der große Kietzspeicher. Halblinks gelangt man nach der Anlegestelle für den Röbeler Dampfer und an den „Kanal", der den Motorfahrgastschiffen u. a. als Winterquartier und Ruheplatz dient.

Zuletzt mache man noch einen Spaziergang am Kietz entlang. In dem Gebäude, das dem Kietzspeicher gegenüberliegt, befinden sich der Städtische Kultursaal, die Kurverwaltung und die HO-Gaststätte „Am Kietz". Der Kietz zieht sich einige Hundert Meter an der Müritz entlang. Der Name „Kietz" ist der slawische Ausdruck für die Siedlung der wendischen Bevölkerung, die nicht innerhalb der Stadtmauern wohnen durfte und sich vorzugsweise von Fischfang ernährte, bedeutet also „Fischerort". Die Kietzanlagen mit der Kastanienallee, mehreren seitlichen Promenadenwegen und wohlgepflegten Schmuckanlagen bieten durch den wirkungsvollen Gegensatz der schattigen Promenade und der weit leuchtenden Seefläche einen sehr schönen Spaziergang. Man vergesse auch nicht, die auf einem Fußgängerweg hinter dem Kietzspeicher erreichbare Mole aufzusuchen. Besonders bei SW-Sturm bietet sich hier durch den hohen Wellengang der Müritz oft ein reizvolles Schauspiel. Auf dem Kietz stehen auch das Denkmal 1914/18 und ein VVN-Gedenkstein. An der Kietzstraße, die neben der Kietzallee verläuft, liegen die Gebäude der Kreisverwaltung.

Die Fortsetzung der Kietzallee nach Westen bildet die schattige Gerhart-Hauptmann-Allee; sie führt zum Volksbad (vergl. Fußwanderung Eldenburg – Klink). Um wieder zum Heimatmuseum zu gelangen, gehe man die Kietzstraße in Richtung Altstadt zurück. Man erreicht bald die Straßenkreuzung Friedensstraße, Lange Straße, Mühlenstraße. Am Anfang der Friedensstraße (Güstrower Straße) stand ehemals das Alte oder Güstrower Tor. Links sieht man dann schon das Museumsgebäude.

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